Beim achtzehnten regionalen Forum „Steuern & Recht im Gespräch – Steuerberater im Dialog“, das am 3. Juli 2023 bereits zum fünften Mal im Stadthaus in Ulm (Donau) stattfand, sprach Herr Achim Berg, von 2017 bis 20. Juni 2023 langjähriger Präsident des Digitalverbands Bitkom, zum Thema „Die Intelligenz wird künstlich – jetzt sind wir gefordert. Wie verändert die KI unseren Berufsstand?“. Zu der Veranstaltung, mit der die Kammer ihre Verbundenheit mit den Regionen und den dort tätigen Berufsangehörigen zum Ausdruck bringt, hatten sich knapp 300 Kammermitglieder und Vertreter des öffentlichen Lebens angemeldet.
1. Vizepräsidentin Dr. Susanne Mack bei der Begrüßung
Man müsse kein Prophet sein, so der langjährige Präsident des Digitalverbands Bitkom zu Beginn seines interessanten Vortrages, um vorherzusagen, dass 2023 als das Jahr der digitalen Zeitenwende mit deutlichen Veränderungen für Gesellschaft, Berufsleben und Bildung in die Geschichte eingehen wird. Es werde das Jahr des KI-Umbruchs und der Beginn von etwas, das größer werde, als die Entstehung des Internets. Wir erleben nach Ansicht von Herrn Berg in diesen Tagen den iPhone-Moment der Künstlichen Intelligenz. Was gestern nur für Tüftler und Konzernstrategien von Belang war, trete aus dem Schattenreich der Labore heraus, um das Wirtschaftsleben neu zu definieren. Warum das wichtig sei: Nach dem Kunststoff, dem Kunstrasen, dem Kunstschnee und der künstlichen Hüfte betrete nun auch unser Gehirn die dritte Dimension. Unsere Intelligenz werde künstlich. Was für ein Fortschritt das sei, erkenne man daran, dass es bis vor Kurzem noch gefeiert wurde, wenn ein digitaler Assistent eine Folgefrage richtig beantworten konnte. Also beispielsweise nach der Suche nach einem Restaurant etwas mit „Wie komme ich da hin?“ anfangen konnte. KI-basierte Sprachmodelle wie ChatGPT, die auf großen Mengen von Textdaten trainiert wurden, stampfen solche kleinen Erfolge von Siri, Alexa & Co. mit der Fähigkeit ein, sogar einen bestimmten Stil erkennen und nachahmen zu können, so Herr Berg.
Blick in den vollbesetzten Stadthaussaal im Stadthaus in Ulm (Donau)
Allerdings dürfe man die Risiken nicht aus den Augen verlieren, die durch den Einsatz von solchen Sprachmodellen im echten Leben verbunden sind. Sehr wichtig sei der Hinweis, dass das Modell vor allem mit Daten bis Ende 2021 gefüttert wurde. Über die Zeit danach verfüge es nur über „begrenztes Wissen über die Welt und Ereignisse.“
Nach Ansicht von Herrn Berg werden wir in allen Berufen – und hier sei keine Berufsgruppe ausgenommen – weitreichende Erleichterung von Routineprozessen sehen. Gerade bei Standardprozessen in den Steuerkanzleien, wie z. B. die Automatisierung von Buchhaltungsprozessen, werde die KI die automatische Analyse von Rechnungen, Belegen oder anderen Finanzdokumenten selbstständig übernehmen. Auch im Bereich der steuerlichen Compliance würden uns die digitalen Helfer in Zukunft noch mehr dabei unterstützen, dass Steuervorschriften mit den finanziellen Daten der Unternehmen abgeglichen werden. Die KI werde die steuerlichen Auswirkungen der Steuerplanung simulieren und Empfehlungen zur Optimierung geben. Auch könne die KI potenzielle Steuerrisiken der Unternehmen frühzeitig erkennen. Im Backoffice werde es deutliche Erleichterungen bei der Beantwortung von Kundenanfragen geben, wenn die E-Mail-Programme schon vorab Vorschläge zur Beantwortung solcher eingehenden E-Mails geben können.
Zusammenfassend stellte Herr Berg fest: KI wird die Rolle der Steuerberaterin bzw. des Steuerberaters nicht vollständig ersetzen, sondern als leistungsstarkes Werkzeug zur Unterstützung und Automatisierung von Aufgaben dienen. Steuerberater/innen werden weiterhin ihre Fachkenntnisse und menschliches Urteilsvermögen einbringen, um komplexe steuerliche Fragen zu lösen und strategische Empfehlungen zu geben.
Im Anschluss an den Vortrag fand eine kurze Diskussion statt, bei der Teilnehmende Fragen stellen und eigene Meinungen äußern konnten. Beim traditionellen Stehempfang, an dem auch Herr Berg teilnahm, wurden zudem intensiv die Chancen und Risiken der KI für den Berufsstand, aber auch für die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaft erörtert.
Folgende von Herrn Berg zur Verfügung gestellte Unterlagen zu seinem Vortrag sind hier abrufbar: